Storecheck Baltikum – baltischer (Design-)Kreativität auf der Spur
Unsere jüngste Erkundungstour durch die baltischen Staaten – also Lettland, Litauen, Estland und Finnland – erwies sich als faszinierende Entdeckungsreise für Packaging Designer, die es lieben, Kreativität zu erleben und selber zu erarbeiten. Diese Länder, von denen jedes einzelne mit seiner einzigartigen kulturellen Vielfalt begeistert, boten uns spannende Eindrücke in Bezug darauf, wie tief Verpackungsdesign mit regionaler Herkunft, Ästhetik und modernen Trends verwoben sein kann. In unserem Beitrag präsentieren wir Ihnen die auffälligsten und interessantesten Packaging Designs, die uns bei unserem Storecheck Baltikum wiederholt begegneten.
Zunächst ein kleiner Exkurs – bewusst eintauchen in das spektakuläre Baltikum
Rein geographisch betrachtet, gehören lediglich Lettland, Litauen sowie Estland zum Baltikum. Da sich die meisten Esten jedoch kulturell den Finnen näher fühlen als den Letten und Litauern, haben wir uns erlaubt, auch Finnland in unseren großen baltischen Storecheck einzubinden.
Was die drei eigentlichen baltischen Staaten, aber auch Finnland auszeichnet, sind atemberaubende Naturschönheiten, wohin das Auge reicht, und ein kulturelles Erbe, das seinesgleichen sucht. Es ist ein großes Abenteuer, das Baltikum mit all seinen Kostbarkeiten zu ergründen, eines, das auch immer wieder Überraschungen bereithält – und vor allem eines, das sich voll und ganz lohnt. Mit unserem Storecheck-Bericht möchten wir Sie anhand der Packaging Design Trends ein Stück weit an die Eigenheiten der baltischen Kultur heranführen. Los geht’s!
Heritage: Traditionelle Elemente im Gewand moderner Verpackungen
Die baltischen Staaten haben eine reiche Tradition, die sich auf sehr schöne Art und Weise in den Verpackungsdesigns widerspiegelt. Marken wie Voila, Jaani und Eesti Pagar liefern mit ihren Packagings Paradebeispiele dafür, wie sich das Alte mit dem Neuen nahtlos zu einem durch und durch harmonischen Ganzen verbinden lässt. Auf den Verpackungen finden sich unterschiedliche folkloristische Motive, Muster und Elemente modern interpretiert. In diesem Sinne erzählen die Packagings stilvolle Bildergeschichten, die von den speziellen baltischen Brauchtümern handeln und zugleich zeitgenössisch anmuten. Sie sprechen moderne Verbraucher an, die stolz auf ihre Herkunft sind, und zeigen, dass Tradition beides sein kann: zeitlos und zeitgemäß.
Orange als Markenfarbe: wagemutig und lebhaft
Bei unserem ausgedehnten Storecheck in den Ländern des Baltikums ist uns eine Farbe besonders ins Auge gefallen: Orange. Die doch gehäufte Verwendung des leuchtintensiven Farbtons steht im starken Kontrast zu den eher gedeckten Nuancen, die wir auf den Verpackungen deutscher Brands vorwiegend zu sehen bekommen. Marken wie Karums, Kalev, Gadelis und Amfora Jogurtas scheuen sich nicht, ein Statement zu setzen – zumal die Farbe Orange eine regionale Eigenheit in den baltischen Staaten symbolisiert: Die Menschen in Lettland, Litauen, Estland und Finnland schätzen Lebendigkeit und Sichtbarkeit. Orangefarbene Verpackungen fordern in gewisser Weise die Norm heraus und bieten eine erfrischend fröhliche Alternative in den Regalen.
Modernität mal anders: Zeitgemäßes Flair mit traditionellen Anklängen
Baltische Brands sind wahre Meister darin, moderne Designelemente innovativ umzusetzen sowie mit traditionellen Anklängen zu garnieren. Das beste Beispiel dafür ist die Marke Fermency. Kreativ verziert mit zeitgemäßen Lebensmittelmustern vor einem lebendig gefärbten Hintergrund, zeugen ihre Verpackungen für regional beliebte fermentierte Produkte davon, wie außerordentlich originell modernes Designbewusstsein mit Tradition verschmelzen kann. Dies wird zudem durch die verwendete Typographie und die Gestaltung des Logos selbst deutlich.
Illustrationen: künstlerisches und visuell anziehendes Storytelling
Der Einsatz von Illustrationen für moderne Packagings ist an sich nichts Besonderes. Doch in den baltischen Staaten hat auf Illustrationen basierendes Verpackungsdesign nicht allein ästhetischen Nutzen; vielmehr geht es den dortigen Marken um Narrativ und Engagement. Hier drei sehr gute, weil aussagekräftige Beispiele im Überblick:
1. Mit ihren äußerst skurrilen Charakteren, die durch eine apfelförmige Haarpracht gekennzeichnet sind, schaffen Öuns Apfelgetränke ein verspieltes und einprägsames Markenimage.
2. Jahu-Jaans aufwendige, detailreiche Designs zeichnen sich in erster Linie durch ihren eleganten handgemachten Touch aus und verbinden Funktionalität mit einem Gefühl von Verspieltheit und Freude.
3. Letzteres gilt auch in Bezug auf die lebhaften Illustrationen der Marke Aktivus, die – wie es der Name schon sagt – verschiedene Aktivitäten darstellen. Der Anblick des Packaging Designs führt unweigerlich zu einem Schmunzeln und stellt dadurch auf Anhieb eine positive emotionale Beziehung zur Brand her.
Diese drei Marken zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, wie Illustrationen Verpackungen zum Leben erwecken und jedes Produkt zu einem kleinen Kunstwerk machen können, das seine eigene Geschichte erzählt.
Ungewöhnliche Farbcodierung mit „veganem Pink“ und farbenfrohen Dosen
Die Marke F’sh Peas wendet sich mit ihrem pinkfarbenen Branding für vegane Produkte mutig von der herkömmlichen, grün dominierten Verpackung, wie sie nicht zuletzt in den Regalen des DACH-Raums für Veganes üblich ist, ab und setzt so einen neuen Trend. Diese einzigartige Farbwahl, gepaart mit sanften Pastelltönen, sorgt dafür, dass sich die Packagings in den Märkten von ihren konventionellen „Nachbarn“ abheben und dadurch besonders ins Auge fallen. Gleichzeitig bieten sie eine (wie wir finden dringend notwendige) frische Perspektive auf veganes Markendesign, frei nach dem Motto: Pink ist das neue Grün.
In ähnlicher Weise führen baltische Marken wie Rainbow und Jemma ein Spektrum an Pastelltönen in den Bereich der Konserven ein. So brechen sie mit traditionellen Farbschemata und bringen eine innovative, fröhliche Ausstrahlung in die vorwiegend in Blautönen gehaltene Produktkategorie.
Ein Blick ins Innere: die buchstäblich frische Anziehungskraft der Stores
Bei unseren Supermarktbesuchen in Lettland, Litauen, Estland und Finnland bekamen wir sehr oft Innenräume zu Gesicht, die genauso elegant und sauber wirkten wie die Verpackungsdesigns, die wir wahrnahmen und bewunderten. Besonders beeindruckend fanden wir die Bereiche für Frischwaren: Ihre zumeist grüne Dekoration, häufig sogar mit Pflanzen, hob die natürliche Frische der dort angebotenen Produkte stimmig sowie stilvoll und einladend hervor.
Wer nun jedoch meint, die baltischen Geschäfte würden zu Verschnörkelungen neigen, der irrt sich: Tatsächlich setzen die Stores bei ihrer Einrichtung und Gestaltung hauptsächlich auf Minimalismus. Diese Tendenz unterstreicht die regionale Vorliebe für Einfachheit, Klarheit und Funktionalität. Durch den minimalistischen, aber dennoch ästhetischen Ansatz entsteht ein optisch ansprechendes und insgesamt sehr angenehmes Einkaufserlebnis.
Das Fazit zu unserem Storecheck Baltikum: Vielfalt und Innovation fördern
Unser Storecheck in den baltischen Staaten war eine aufschlussreiche Reise, bei der wir eine reiche Vielfalt an Verpackungsdesigns kennenlernen durften, die traditionelle Elemente gekonnt mit kräftigen Farben und moderner Ästhetik verschmelzen lassen. Im Zuge der ausgiebigen Erkundung ist nicht allein die einzigartige kulturelle Identität jedes Landes deutlich geworden, sondern ebenso die universelle Anziehungskraft innovativer und durchdachter Packaging Designs.
Während wir unsere weltweite Erforschung neuer Verpackungstrends fortsetzen, stehen die enorme Kreativität und der ungewöhnliche Einfallsreichtum der baltischen Brands als strahlendes Beispiel dafür, wie Packagings eine Leinwand für kulturellen Ausdruck sowie für Innovation und Verbraucherengagement sein können.