Storecheck Brasilien: So bunt wie das Leben!
Brasilien ist das mit Abstand größte Land Südamerikas und auch sonst reich an Superlativen. Beispielsweise beherbergt es den längsten Strom und eines der größten urtümlichen Regenwaldgebiete der Welt. Und ziemlich sicher gehört Brasilien mit Karneval, Samba und Co. auch zu den buntesten Flecken auf der Erde, wenngleich es dafür keine offizielle Bestätigung gibt und man nicht vergessen darf, dass trotz des wirtschaftlichen Wachstums in den letzten Jahrzehnten immer noch ein beachtlicher Teil der Bevölkerung in Armut lebt. Im Rahmen unseres Storechecks in Rio de Janeiro erkundeten wir die brasilianische Supermarkt- und Produktgestaltung. Von den zahlreichen Eindrücken präsentieren wir im Folgenden die unserer Ansicht nach interessantesten Bilder und Geschichten.
Grundlegende Impressionen aus dem brasilianischen Supermarkt
„Bem-vindo ao Brasil!“ scheint der brasilianische Supermarkt einem jeden Touristen zuzurufen, der ihn betritt. Auf den ersten Blick sieht, fühlt man, in genau diesem Land zu sein. Es muss vor allem an der außergewöhnlich farbenfrohen Ausstrahlung des Geschäftes liegen – und an der atemberaubenden Vielfalt an frischem exotischen Obst und Gemüse. Der Markt verheißt Genuss und schon allein die Erkundungstour durch ihn ist ein erstaunlich intensives Erlebnis. Insbesondere Gourmets und Freunde des Experimentierens werden von den unbekannten Früchten und Süßigkeiten wie magisch angezogen. Doch bevor wir noch weiter von dem faszinierenden, gigantischen Angebot schwärmen, gehen wir besser zu den Highlights über und widmen uns konkreten Informationen.
Von eigen verpackten Bieren und bewundernswerten Catadores
Wir beginnen mit dem Lieblingsgetränk der Deutschen, das auch bei den Brasilianern sehr populär ist. Zwei Dinge fielen uns dabei besonders auf: Während Dosenbier bei uns immer noch mit dem Vorurteil des „Billigbieres“ zu kämpfen hat, wissen die Menschen in Brasilien dessen Vorteile schon längst zu schätzen. Denn zum einen hält die Aluminiumdose das Aroma zuverlässig frisch und zum anderen wird das Bier im Kühlschrank schneller kalt. Langhalsflaschen kommen zwar auch zum Einsatz, allerdings eher für gesellschaftliche Anlässe. Neben der großen Beliebtheit von Dosenbier überraschten uns auch die 12er-Sets mit Rundumverpackung und markantem Branding sowie die kreative Anordnung der Boxen auf dem runden Sockel – einladend und durch das Color Blocking gut zu erkennen.
Wenn wir über Bierdosen in Brasilien reden, müssen und wollen wir auch die Catadores erwähnen. Gemeint sind die privaten Müllsammler in den Großstädten des Landes. Auf den Straßen und Deponien sammeln sie wiederverwertbare Abfälle und verkaufen sie an Unternehmen, die daraus Recyclingrohstoffe gewinnen. Die Catadores erhalten allenfalls einen Hungerlohn dafür, doch die Arbeit hilft diesen armen Menschen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und sorgt für eine extrem hohe Recyclingquote. Ihnen ist es zu verdanken, dass in Brasilien nahezu jede Bier- und sonstige Aluminiumdose recycelt wird. Die Städte allein könnten das in dem Umfang nicht leisten. Kein Wunder also, dass Müllsammeln mittlerweile als Beruf anerkannt ist.
Zurück zu unserem Metier: Nachdem (auch) der Bierverkauf in den Jahren der Corona-Pandemie stark gelitten hat, investieren Unternehmen nun viel Geld in das Branding. Auffällig sind dabei das variantenreiche Spiel mit der Typografie, Kontraste zwischen Hinter- und Vordergrund sowie detaillierte und qualitativ hochwertige Illustrationen aller Art. Prinzipiell setzen die Marken auf betont moderne Designs. Bemerkenswert ist überdies, dass viele Unternehmen vermehrt handwerklich hergestelltes Bier anbieten, das bei den Verbrauchern allgemein anerkannter ist als industriell hergestelltes. Manche haben sogar extra Kurse dafür besucht.
Über die Kaffeeliebe der Brasilianer
Kaffee verehren die Brasilianer fast noch mehr als Bier. Viele sind dabei dem einst von Nespresso initiierten Kapseltrend verfallen. Dies wird etwa dadurch deutlich, dass die Menschen in und vor den stilvollen Nespresso Flagship Stores in den Einkaufszentren regelmäßig Schlange stehen, um sich ihre Lieblingsstangen zu sichern. Kaffeekapseln sind zu einer Art Statussymbol mutiert, was Kaffeehersteller dazu veranlasst hat, eigene, mit Nespresso-Geräten kompatible Kapseln zu entwickeln. Inzwischen konkurrieren unglaublich viele Marken darum, verschiedene Sorten in die Maschinen zu bringen. Ein Beispiel dafür ist Baggio mit einem gigantischen Sortiment an Varianten und Geschmacksrichtungen.
Doch bei allem Hype um die Kapseln: Brasilien hat grundsätzlich eine lange Kaffeetradition. Das Land ist seit mehr als 150 Jahren der weltweit größte Kaffeeproduzent und wichtigste Exporteur des schwarzen Lebenselixiers. Somit finden sich in den Regalen der Supermärkte selbstverständlich auch unzählige klassische Kaffeeprodukte aus der Region. Die Entwicklung hin zu mehr Convenience lässt sich dennoch nicht von der Hand weisen. Neben den Kapseln werden auch diverse Instant-Kaffees angeboten, etwa vom Hersteller L’Or. Dessen ansprechend transparente Packagings mit Glasdeckel sind äußerst hochwertig – dadurch aber auch kostspielig.
Kakaopulver-Machtkämpfe im und außerhalb des Supermarktes
Gerungen und gekämpft wird nicht nur um eine gute Position auf dem Markt der Kaffeekapseln; auch bei Kakaopulver geht es heiß her. Die beliebteste Marke dafür ist Nescau von Nestlé – und ihr Hauptkonkurrent Toddy von PepsiCo. Diese beiden Brands liefern sich im Supermarktregal einen farblichen Schlagabtausch – Rotorange gegen Gelb.
Und dann gibt es da noch die uns bekannte Ovomaltine der Wander AG. In Brasilien war sie nie besonders populär – bis ein McDonald’s-Konkurrent einen Shake mit Ovomaltine einführte und die Menschen damit begeisterte. Das gefiel McDonald’s natürlich ganz und gar nicht, sodass sich der Fast-Food-Konzern seinerseits die Rechte für die Produktion der Ovomaltine-Milchshakes sicherte, was wiederum den Konkurrenten und auch die Verbraucher verärgerte. Jedenfalls greifen die Konsumenten nunmehr auch im Supermarkt vermehrt zu Ovomaltine-Pulver, dessen spezielle Verpackungsform auffällt und eine Differenzierung zum farblich ähnlichen Produkt von Nescau schafft.
Die brasilianische Getränkevielfalt
Lässt man Bier, Kaffee und Kakao einmal beiseite, herrscht in den brasilianischen Supermärkten immer noch eine beachtliche Getränkevielfalt. Ins Auge stach uns beispielsweise Guaraná Jesus. Dabei handelt es sich um ein farbenfroh und verschnörkelt designtes Erfrischungsgetränk, das ein Abfüller von Coca-Cola in São Luís, der Hauptstadt des Bundesstaates Maranhão, produziert.
Als weiteres Highlight empfanden wir das Tonic Water aus der Antarktis von Tônica Antarctica. Dessen durchgehend stromlinienförmiges Flaschendesign fällt auf und ist ein Trend, den wir schon beim diesjährigen Salone del Mobile in Mailand beobachten konnten.
Überaus spannend sind auch die Packagings des Kokoswassers von OQ, die sich doch deutlich von den in Deutschland üblichen Tetrapaks unterscheiden. Letztere gibt es zwar auch in den brasilianischen Supermärkten, allerdings häufig in größeren Einheiten von einem Liter.
Mit den vielen Farben ist das Saftregal ein guter Repräsentant für das allgemeine Erscheinungsbild des typischen brasilianischen Supermarktes. Einige dieser Erzeugnisse werden aufgrund ihres hohen Zuckergehalts als Nektare verkauft. Zur Erklärung: Während Fruchtsäfte einen Fruchtgehalt von 100 Prozent haben müssen, dürfen bei einem Nektar bis zu 20 Prozent Zucker und andere Inhaltsstoffe zur Geschmacksverfeinerung zugesetzt sein. Grundsätzlich präsentieren sich die Säfte und Nektare sehr modern und aufgeräumt designt. Ein wenig aus der Reihe tanzen die Produkte von Do Bem. Deren Verpackungsdesign erinnert stark an das „unschuldiger“ Smoothies. Das haben wir anscheinend nicht als Erste bemerkt, denn es gab in Brasilien bereits Kontroversen dazu – Stichwort Verbrauchertäuschung.
Außergewöhnlich fanden wir einige Produkte für die schnelle und einfache Zubereitung spezieller Getränke. Statt Sirup oder Pulver bietet die Marke Easy Drinks hochkonzentrierte Flüssigkeiten sowie Schäume, mit denen im Handumdrehen geschmackvolle Drinks gezaubert werden können, wie man sie sonst nur in den angesagtesten Bars und Restaurants bekommt.
Auch die teilweise innovativ geformten Milchverpackungen erregten unsere Aufmerksamkeit. In den deutschen Märkten begegnen wir hauptsächlich den transparenten und weitestgehend einheitlich gestalteten Flaschen. Brasilien zeigt sich dahingehend um einiges abwechslungsreicher. Attraktive Designs mit ungewöhnlichen Illustrationen und Namings charakterisieren außerdem die Milchalternativen. Letztere sind in Brasilien genauso im Trend wie bei uns und in vielen anderen Ländern rund um den Globus.
Kondensmilch – beinahe ein Heiligtum
Eine Art von Milch hat es den Brasilianern besonders angetan: die Kondensmilch. Sie ist im Land dermaßen beliebt, dass es nicht nur zahlreiche Ausführungen, sondern auch verschiedenste Nebenprodukte gibt, die Kondensmilch enthalten. Dazu gehören beispielsweise die angesagten Moça-Cornflakes von Nestlé, Eis am Stiel oder auch Brigadeiro, eine süße brasilianische Spezialität, die neben Kondensmilch unter anderem Butter und Kakao enthält und an den Streuseln zu erkennen ist. Die leckeren Schokoladenbonbons beziehungsweise -pralinen haben so etwas wie Ikonenstatus erlangt. Wer sich in Brasilien aufhält und die Zutaten verträgt, sollte Brigadeiro unbedingt probieren.
Spannendes Detail: Die erwähnten Milchmädchen-Cornflakes von Nestlé sind in einem Beutel aus Monomaterial verpackt, wobei sich die Versiegelung nicht oben, sondern an den Seiten und am Boden befindet. Dies macht das Packaging außergewöhnlich.
Joghurts und Proteinprodukte im Kühlregal
Die Kühlregale in den brasilianischen Supermärkten sind voll von Joghurts und Proteinprodukten. Dabei fielen uns ein paar Besonderheiten auf, beispielsweise die auch in Südamerika populären Griechischen Joghurts, die jedoch im Vergleich zu Deutschland weniger klassisch, sondern stattdessen in vielen Fällen als süße Desserts vermarktet werden. Oftmals bringen sie auf dem Packungsboden eine Schicht Marmelade mit – zum Vermischen mit dem Joghurt. Diese Produkte gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Ansonsten fokussieren die meisten Joghurtprodukte jedoch ähnlich wie bei uns in Deutschland und generell in vielen Ländern auf den funktionellen Aspekt. Die Marken weisen beispielsweise darauf hin, dass die jeweiligen Zutaten und Sorten gut für die Verdauung sind, Stichwort Activia. Auch der Protein-Trend ist in Brasilien ähnlich stark ausgeprägt wie bei uns – und sogar die typische schwarze Farbkodierung für entsprechende Erzeugnisse trifft sich. Gegensätzlich ist hingegen die Menge: In Brasilien und auch in einigen anderen Ländern gibt es Joghurts und Proteingetränke vielfach in 1-Liter-Packungen; bei uns sind solche Größen unüblich.
Überaus ansprechend fanden wir das Packaging Design von Yorgus. Es überzeugt mit der schlichten, aber effektiven und ästhetischen Farbdifferenzierung und zeichnet sich bei allem Minimalismus durch starkes Branding sowie den hochwertigen Einsatz von Bildern und anderen Designelementen aus.
Zu den Höhepunkten im Kühlregal gehören außerdem die Danoninho-Produkte. Danoninho ist die Verkleinerungsform von Danone nach brasilianischem Sprachgebrauch. Die Produkte sind – natürlich – für Kinder gedacht. Es gibt sie in diversen Varianten und Verpackungsformen, unter anderem auch als einfach zu öffnende Beutel, die den Kleinen die Handhabung erleichtern sollen.
Aviação – die besonders hochwertige Butter
Beim Blick auf das Butterregal sieht man viele Klassiker, die sich in Form und Gestaltung mehr oder weniger ähneln. Nur eine Marke ragt mit ihrer gänzlich anderen Designstruktur heraus: Die Aviação-Butter in vollflächigem Orange grenzt sich farblich, hinsichtlich des Logos und auch in puncto Form deutlich von den Mitbewerbern ab – aus gutem Grund, schließlich wird sie als exklusive und teurere „Butter erster Qualität“ vermarktet.
Edel gestaltete Eispralinen als Eyecatcher
In der Tiefkühlabteilung begegneten wir neben klassischem Eis von hierzulande bekannten Marken wie Langnese oder Magnum auch spezielleren Produkten. Zu nennen sind hier beispielsweise die Protein-Eiscreme von berrybites oder die etwas edler gestalteten Eispralinen von franuí und Bacio di Latte, die den Blick anziehen und einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Delikatessen eindrucksvoll verpackt
Eindrucksvolle Verpackungen sahen wir auch außerhalb der Kühlabteilung. Insbesondere bei Delikatessen wird sich gerne des Overengineerings bedient, wie etwa die Datteln von Tamar zeigen. Deren goldfarbenes Packaging unterstreicht die hohe Wertigkeit des Produktes.
Goiabada in verschiedenen Boxen
Goiabada ist eine weitere traditionelle brasilianische Süßigkeit. Sie wird aus der Goiaba-Frucht – bei uns als Echte Guave bekannt – hergestellt. Es handelt sich um eine Art Gelee oder Marmelade, aber mit weitaus festerer Konsistenz. Goiabada ist in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich, etwa Banane, Kokosnuss oder Süßkartoffel (Marrom Glacé).
In der Regel wird Goiabada in Metalldosen verkauft. Die Marke RB Amore bietet ihre Varianten jedoch in einer transparenten Kunststoffverpackung an. Dadurch können Verbraucher das eigentliche Produkt direkt sehen, was ihnen bei der Metallbox verwehrt bleibt. Der Trend transparenter Packagings lässt sich auch bei anderen Produkten beobachten – und das nicht nur in Brasilien. Wir berichteten bereits in mehreren Storecheck-Beiträgen davon. Das Besondere bei RB Amore ist, dass die verwendete Banderole dennoch viel Gestaltungsspielraum für überzeugendes Branding eröffnet.
Interessant: Ein brasilianisches Gesetz verpflichtet Unternehmen dazu, darauf hinzuweisen, wenn ein Lebensmittel einen hohen Anteil an Zucker, gesättigten Fettsäuren, Salz oder anderen aus gesundheitlicher Sicht kritisch gesehenen Inhaltsstoffen enthält (siehe Markierung).
Biscoito Globo – DER Luftkeks der Copacabana
Und gleich weiter zum nächsten kulinarischen Highlight: Der Luftkeks der 1960 gegründeten brasilianischen Marke Biscoito Globo ist DER Kultsnack an der Copacabana. Strandverkäufer schlendern mit den Köstlichkeiten im Gepäck durch den Sand und rufen: „Biscoito Globo: salgado ou doce (salzig oder süß)?“
Und die Menschen kommen sofort, um sich einen oder auch mehrere der Kekse zu kaufen. Jeder kennt sie, jeder vergöttert sie – und das, obwohl es nie große Marketing-Aktionen gab. Doch Biscoito Globo ist zu einem solchen Hype-Symbol geworden, dass man sich mittlerweile auch T-Shirts, Taschen und andere Accessoires mit dem Globo-Logo zulegen kann.
Außerdem stehen die Luftkekse von Biscoito Globo nunmehr auch in praktischen Kunststoffbeuteln im Supermarkt zur Verfügung, was sie allgemein zugänglicher macht und den Strandverkäufern das Leben erleichtert. Vor dieser Neuerung schleppten die Männer unzählige in Papiertüten verpackte Kekse in riesigen Tragetaschen mit sich herum.
Weitere exotische Süßigkeiten, die einen schwach werden lassen…
Unser Storecheck in Rio de Janeiro war umfassend ein ausgesprochen süßes Vergnügen. Sehr appetitlich fanden wir beispielsweise auch die Süßigkeiten von Ameixa Goiana, insbesondere die cremigen Bonbons aus Milch und je nach Sorte verschiedenen anderen Zutaten, etwa Kokosnuss, Maracuja, Kürbis, Erdnuss oder Kaffee. Neben dem leckeren Geschmack überzeugt die Verpackung: Sie macht deutlich, dass die Gourmetstücke handgemacht sind, und unterstreicht deren ländlich-rustikalen Charakter.
In die Hände fiel uns außerdem Paçoquita beziehungsweise Paçoquinha, eine traditionelle brasilianische Süßspeise aus gemahlenen Erdnüssen, Zucker, Honig und Salz.
Typisch für Brasilien sind Delikatessen mit Kakaobohnen. In diesem Zusammenhang ist das brasilianische Unternehmen Dengo zu nennen, das hochwertige Schokolade und andere exquisite schokoladige Produkte – oftmals mit exotischer Note – aus heimischen Zutaten herstellt und dabei auf sozialer Ebene und in Bezug auf die Umwelt Gutes bewegen will.
Wenn wir gerade bei Schokolade sind, sei auch Garoto erwähnt. Mit Talento hat der beliebteste brasilianische Schokoladenhersteller eine Brand am Start, deren Aufmachung sehr an Ritter Sport erinnert. Seine Popularität verdankt das Unternehmen jedoch mehr seinen Pralinen.
Zu den absoluten Designhighlights gehörten für uns die schön illustrierten Verpackungen von Rio.
Ansonsten sahen wir in der Süßwarenabteilung viele international bekannte Marken in ihrer Version für den brasilianischen Markt – auch bei den Getreidekeksen, die sich im Land großen Zuspruchs erfreuen und in zahlreichen Sorten zur Wahl stehen. Sie werden häufig zum Teil aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO) hergestellt. Die Unternehmen in Brasilien sind seit 2005 gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Produkte für den menschlichen oder tierischen Verzehr entsprechend zu kennzeichnen, wenn der Anteil der verwendeten GVO ein Prozent übersteigt. Dies geschieht über ein T für Transgenico in einem Dreieck unten in der Ecke auf dem Etikett beziehungsweise der Verpackung. Beispiele sind die M&Ms, Doritos oder bestimmte Flakes.
Zusätzlich dazu müssen Produkte mit einem hohen Zucker- und/oder Fettanteil auch klar als solche auf der Vorderseite der Verpackung gekennzeichnet werden.
Die Brands des Konzerns Mondelez scheinen angesagt zu sein. Sie werden überaus auffällig präsentiert, wie anhand der Tang-Produkte zu erkennen ist. Es handelt sich dabei um praktische Zubereitungslösungen für fruchtige Erfrischungsgetränke, die in vielen Varianten erhältlich sind, häufig mit zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen, um den Gesundheitstrend aufzugreifen.
Der Cashewbaum wird mittlerweile in verschiedenen Ländern angebaut – ursprünglich stammt er jedoch aus Brasilien. Seine Früchte würden lange Transporte nicht überstehen. Allerdings kann man aus ihnen auch köstliche Produkte herstellen, etwa Säfte, Limonaden und Marmeladen, und diese anschließend exportieren.
Sehens- und probierenswert: Gourmet-Dips mit interessantem Branding
Von den süßen in würzige Gefilde: Die Gourmet-Dips von Azeitona Preta sprachen uns mit ihrem interessanten Branding an. Ihre vollflächig farbigen Rückseiten wirken extra stark im Regal. Es gibt sie in drei Varianten, die durch die klar abgegrenzten Töne leicht zu unterscheiden sind. Übrigens begeistert nicht nur die Optik – das aber nur am Rande…
Wenn Salz einen Hut trägt
Das Salz mit Katzengesicht und Hut ist eine echte Augenweide und es überrascht nicht, dass es viele Fans hat. In der klassischen Ausführung trägt das Produkt den Hut in Blau. Grundsätzlich bevorzugen die Brasilianer ihr Cisne-Salz. Cisne bedeutet übersetzt Schwan.
Gewürze: farbintensiv und experimentell verpackt – im wahrsten Sinne
In der Gewürzabteilung erblickten wir einmal mehr intensive Farben und auch eine eindrückliche Farbkodierung: Orange ragt heraus. Zudem fielen uns einige sehr interessante Verpackungslösungen auf. Exemplarisch sei die Marke Companhia Das Ervas erwähnt. Sie verwendet als Packaging für ihre Gewürze einen nicht expandierten PET-Rohling, der wie ein Reagenzglas aussieht. Warum diese Lösung? Um den Laborcharakter zurück in die Küche zu bringen. Letztere soll weiterhin ein Ort des Experimentierens und Entdeckens sein. In der heutigen Zeit, in der immer mehr vorbereitete und vorgewürzte Convenience-Produkte angeboten werden, gerät der kreative Aspekt des Kochens zunehmend in den Hintergrund. Mit der speziellen Verpackungsidee will Companhia Das Ervas die Verbraucher dazu animieren, sich bei der Essenszubereitung wieder mehr selbst zu verwirklichen.
Vorgekochte Mahlzeiten für mehr Bequemlichkeit
Wem das Selberkochen doch zu mühsam ist, dem stehen in den brasilianischen Supermärkten reichlich vorgekochte Mahlzeiten zur Verfügung. Die Packungen von Vapza beispielsweise enthalten komplexe Gerichte mit vielen Zutaten dampfgegart und vakuumiert, sodass sie schnell und bequem zubereitet und genossen werden können.
Diverse andere brasilianische Lebensmittel-Highlights
An dieser Stelle fassen wir noch ein paar weitere Lebensmittel-Highlights zusammen, die uns im Supermarkt ins Auge stachen. Dazu zählt etwa die Verpackung des Thunfisches von Gomes: Die Dose scheint aus einer gepressten Komponente zu bestehen.
Bohnen und Reis bilden die Grundlage der brasilianischen Ernährung. Es gibt sie in allen möglichen Farben und Formen. In Rio de Janeiro ist die schwarze Bohne besonders beliebt, in anderen Teilen Brasiliens bevorzugen die Menschen beispielsweise weiße Erbsen. Jedenfalls werden diese Grundnahrungsmittel in riesigen Mengen verkauft: Säcke mit fünf Kilogramm (!) zeugen von der Wichtigkeit der Produkte für die Brasilianer.
Überhaupt haben die Leute im Land offenbar eine Vorliebe für Riesenpackungen. Selbst Cornflakes werden häufig in 1-kg-Packungen angeboten.
OMO-Dominanz in der WPR-Abteilung
Zu guter Letzt warfen wir auch noch einen Blick auf die Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel. Dabei fiel uns vor allem eines auf: Die Marke OMO hat in diesem Segment ganz klar das Zepter. Kaum vorstellbar, dass ein Brasilianer einkaufen geht, ohne dabei mindestens ein OMO-Produkt einzupacken.
Schlusswort
Viele Farben, viele Geschichten, viele Höhepunkte: Wir haben schon einige Storechecks durchgeführt und ein jeder davon hat uns inspiriert – doch an die Intensität, die wir in Brasilien erlebten, kommt bisher nichts heran. Von den exotischen, in ihrer ganzen Farbenpracht dargebotenen Früchten und Süßwaren über die bewundernswerten Catadores und die typischen Biscoito-Globo-Strandverkäufer bis hin zu Gewürzen in Reagenzgläsern und fünf Kilogramm schweren Reispackungen: Unzählige Details unseres Aufenthalts in Rio de Janeiro haben uns begeistert und motiviert, noch ein bisschen mehr über den Tellerrand hinauszuschauen als bisher – bei der Arbeit sowie generell im Leben.