Storecheck Italien: Produkt- und Verpackungstrends bei Esselunga
Als wir im April 2024 den Salone del Mobile besuchten, nutzten wir unseren Aufenthalt in Mailand natürlich auch für einen Storecheck. Wir sahen uns hauptsächlich bei Esselunga um, einer der größten und wichtigsten Einzelhandelsketten in Italien. Welche Produkt- und Verpackungstrends uns dabei besonders ins Auge fielen, fassen wir in diesem Beitrag zusammen.
Fokus auf den Formen der Packagings
Nachdem wir uns zuvor auf der spektakulären Mailänder Möbelmesse intensiv mit Industriedesign auseinandergesetzt hatten, lag unser Fokus beim Storecheck in Italien auf den Verpackungsformen. Wir analysierten, was Hersteller zuletzt austüftelten, um ihre Produkte einerseits benutzerfreundlicher zu gestalten und andererseits allein durch die Formsprache noch einladender wirken zu lassen. Neben diesem „förmlichen“ Check warfen wir selbstverständlich auch einen Blick auf grafische Elemente von den Farben über die Bilder bis hin zur Typografie. Des Weiteren hielten wir nach besonderen Produkten Ausschau. Im Folgenden gehen wir auf die Highlights ein, die uns bei unserem Storecheck begegneten.
‚Smart‘ – mit Farbe herausragen
Die Billigmarke von Esselunga trägt den Namen ‚Smart‘. Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches, beispielsweise heißt die Billigmarke der zur REWE Group in Österreich gehörenden Supermärkte und Drogerien ‚Clever‘. Der Kunde ist „klug“, wenn er Produkte der Brand kauft, weil er dabei spart. Und damit die Italiener die smarten Artikel gar nicht übersehen können, setzt Esselunga bei der Marke auf ein leuchtend gelbes Packaging, das schon von weitem zu erkennen ist.
Durch den Farbton stechen die Smart-Produkte am Point of Sale hervor. Ansonsten präsentieren sie sich grafisch schlicht, aber wirkungsvoll: Auf der Verpackungsfront finden sich reduzierte Icons sowie die notwendigsten Informationen in einer klaren Schrift.
Einheitliches Designschema bei Markenprodukten
Dass Esselunga in puncto Packaging Design bevorzugt mit Farbe arbeitet, zeigen auch die Artikel der gleichnamigen Eigenmarke. Sie kommen unifarben daher, stets abgestimmt auf das jeweilige Produkt – beispielsweise haben die roten Bohnen ein rotes Packaging, während die Erbsen grün verpackt sind. Abgesehen vom Farbton zeichnen sich die Esselunga-Artikel jedoch durch ein sehr einheitliches Designschema mit einfachen Bildern und einer klaren, fetten Typografie aus, sodass der Kunde die Marke beim Blick auf das Regal nie lange suchen muss.
Maximaler Komfort für den Konsumenten
Der Prototyp des modernen Verbrauchers legt größten Wert auf Komfort. Produkte und Packagings sollen schnell und einfach anwend- beziehungsweise handhabbar sein. Bei unserem Storecheck in Mailand hatten wir einige Lebensmittel in der Hand, die diese Ansprüche erfüllen. Convenience kann auf ganz unterschiedliche Arten umgesetzt werden, etwa durch die Form der Verpackung, die dazu einlädt, den Inhalt direkt aus ihr heraus zu konsumieren, sodass sich ein Umfüllen erübrigt; durch die Vorbereitung des Lebensmittels, die eine rasche Zubereitung ermöglicht; oder auch durch die Menge oder Portionierung. Hier einige Beispiele für Convenience Packagings bei Esselunga:
– Suppe in einer Verpackung, die einem Tontopf ähnelt
– Fruchtmarmelade in Aluminiumbechern im Doppelpack
– vorgekochtes Gemüse in einer vakuumversiegelten Verpackung
– Thunfischdosen im 4er-Pack in einer Papierhülle
– schnellkochender portionierter Reis
– Pulled Pork, das sich in 3 Minuten fertig garen lässt, verpackt in einer braunen Papiertüte, die mit Metallösen verschlossen ist
Papierverpackungen auf dem Vormarsch
Wie hierzulande sind offensichtlich auch in Italien Papierverpackungen im Trend. So nutzt etwa die Marke ‚Sila Gum‘ für ihre losen Gummibonbons mittlerweile keine durchsichtigen Plastikbehälter mehr, sondern stattdessen gerundete Papierboxen. Ein anderes Beispiel ist der Sixpack-Halter für die Mini-Coca-Cola-Dosen.
Dass dieser aus Papier besteht, hat nicht nur ökologische Vorteile: Die Kommunikationsfläche ist hier im Vergleich zur alten Version mit Kunststoffringen um einiges größer. Erwähnen möchten wir zudem die recycelbare Sekundärverpackung aus Papier, die ‚Ferrero Kinder‘ in Italien bereits für die Snack-Kuchen verwendet. Die bekannte Süßigkeitenmarke scheint dort grundsätzlich mit einem umfangreicheren Sortiment vertreten zu sein als in Deutschland.
Standbeutel mit eingestanzten Griffen
Mit praktischen Standbeuteln, die schlichte, eingestanzte Griffe aufweisen, versuchen Marken wie ‚Esselunga‘, den Materialverbrauch bei Flüssigwaschmitteln und Weichspülern zu reduzieren.
Effektvolle gewölbte Gläser für Marmeladen und Co.
Ein Höhepunkt in Sachen Formsprache waren bei unserem interessanten Storecheck in Mailand die gewölbten Gläser für Marmelade, Joghurt, Mayonnaise und mehr. Durch ihr „kurviges“ Design lassen sie den Inhalt reichhaltiger und cremiger erscheinen – und dem Verbraucher das Wasser im Mund zusammenlaufen. Insbesondere die transparenten Gläser mit minimaler Etikettierung haben diesen Effekt: Das Produkt spricht in diesen Fällen für sich.
Markante Kunststoffverpackungen von ‚Felce Azzurra‘
‚Felce Azzurra‘ hebt sich mit zwei Alleinstellungsmerkmalen von der Konkurrenz ab: Einerseits ist sie durch die blaue Farbe leicht zu erkennen und zum anderen sorgt die Rillenstruktur für eine optische und haptische Besonderheit. Die ikonischen Behälter für Seife, Waschmittel, Weichspüler et cetera sind ein Paradebeispiel eines wiedererkennbaren Verpackungsdesigns mit Charakter.
‚Dispensa Preziosa‘ – einladende Transparenz kombiniert mit Funktionalität
Die Marke ‚Dispensa Preziosa‘ hüllt ihre Nüsse in transparente, wiederverschließbare Behälter mit stabilen, manipulationssicheren Zuglaschen. Auf diese Weise sorgt sie dafür, dass der Inhalt den Großteil der Kommunikationsarbeit leistet, indem er sich dem Konsumenten ungeniert in seiner Natürlichkeit darbietet. Gleichzeitig überzeugt das einfache Anwendungsprinzip des Packagings.
Andere eindrückliche Lebensmittelverpackungen
Hier ein paar weitere interessante Lebensmittelverpackungen in den italienischen Supermärkten im Überblick:
– Safran ist ein rares, kostbares Gut und dementsprechend teuer. Um das Gewürz vor Diebstahl und Manipulation zu schützen, nutzen italienische Marken wie ‚Zafferano 3 Cuochi‘ und ‚Zaffy‘ fälschungssichere Verpackungen.
– ‚Calvé‘ setzt mit dem transparenten Boden bei der stehenden Quetschverpackung für Mayonnaise einen gelungenen Akzent – optisch und auch in Bezug auf den Umweltschutz, da durchsichtiger Kunststoff leichter zu recyceln ist als farbiger oder gar schwarzer.
– Die Marke ‚Tenuta La Gemma‘ verkauft ihren Reis in einer mittels Deckel wiederverschließbaren Papierbox und hebt sich dadurch deutlich von den anderen Reisverpackungen im Regal ab.
‚Click and Grow‘ für smartes, bequemes Gärtnern
Wir haben smart begonnen – und wir enden smart. Das intelligente Gartensystem ‚Click and Grow‘ weckte unsere Aufmerksamkeit in einem Geschäft namens Moroni Gomma. Es handelt sich dabei um ein Gerät, in dem verschiedene Nutzpflanzen wie Basilikum, Rosmarin oder Erdbeeren, aber auch Zierpflanzen gezüchtet werden können. Das Besondere ist, dass dieses Gerät die zugeführte Wasser- und Lichtmenge automatisch steuert, um ein optimales Wachstum der grünen Schönheiten zu fördern und dem Anwender die Gartenarbeit mehr oder weniger abzunehmen. Der Hobbygärtner muss lediglich seine bevorzugten Pods, die mit Samen und Erde gefüllt sind, in die Station stecken, daraufhin Wasser in den dafür vorgesehenen Behälter füllen und zu guter Letzt den Stecker anschließen. Der „Smart Garden“ erledigt den Rest. Für das Hauptgerät sind recycelbare Nachfüllpackungen erhältlich, die jeweils drei Pods umfassen.