Storecheck Japan – aktuelle Verpackungstrends im Land der aufgehenden Sonne
Japan ist außergewöhnlich kulturreich. Die Geschichte und faszinierenden Eigenheiten des ostasiatischen Landes spiegeln sich auch im Packaging Design wider. In den letzten Jahren haben sich neue Trends entwickelt, die klassische japanische Verpackungskonzepte mit modernen Elementen verbinden. Zu den wichtigsten Themen zählen die Verwendung von Naturmaterialien sowie grundsätzlich Nachhaltigkeit, der Einsatz traditioneller japanischer Motive und Muster sowie die Nutzung innovativer Technologien.
Im Folgenden gehen wir näher darauf ein, welche Verpackungsdesign-Entwicklungen uns bei unserem Storecheck in Japan ins Auge gestochen sind.
Trend 1: Die Verwendung von Naturmaterialien
Japanische Marken setzen für ihre Verpackungen immer häufiger auf Naturmaterialien wie Bambus, Papier und Holz. Diese sind umweltfreundlich und nachhaltig. Darüber hinaus verleihen sie den Packagings eine natürliche und zeitlos schöne Optik.
Hier einige Beispiele im Überblick:
– Muji, eine mittlerweile auch international erfolgreiche japanische Einzelhandelskette, hat sich darauf spezialisiert, erschwingliche, nachhaltige Produkte ohne Schnickschnack zu fertigen. Die Verpackungen der minimalistischen, funktionalen Kreationen bestehen hauptsächlich aus Naturmaterialien wie Papier, Karton, Holz und Bambus sowie aus Glas.
– Lupicia stellt hochwertigen Tee aus aller Welt her. Das Nachhaltigkeitskonzept der Marke aus Japan umfasst unter anderem Teebeutel aus Papier, Hanf und Maisstärke.
– Shiseido ist ein japanischer Kosmetikhersteller, der auf nachhaltige Produktverpackungen aus recycelten Materialien setzt, beispielsweise aus Bambus, Reispapier oder Seide.
– Uniqlo, eine japanische Bekleidungsmarke, produziert hochwertige Essentials für Damen, Herren und Kinder. Der Fokus liegt auf Naturmaterialien: Zum Einsatz kommen etwa Baumwolle und Leinen, aber auch Luxusstoffe wie Kaschmir und Seide.
– Mikan hat sich der Herstellung von gefriergetrocknetem Obst verschrieben. Die leckeren Trockenfrüchte sind vornehmlich in Papier und Karton, aber auch in Glas verpackt. Zwar handelt es sich bei Letzterem nicht um ein Naturmaterial; allerdings ist es zu 100 Prozent recycelbar und kann unendlich oft wiederverwendet werden.
– Hokkaido Milk ist eine namhafte japanische Milchmarke, deren Bio-Milch aus Hokkaido einen exzellenten Ruf genießt. Sie wird in natürliche und/oder nachhaltige Behältnisse aus Papier, Karton und Glas abgefüllt.
Grundsätzlich sind uns bei unserem Storecheck in Japan vielfach Tüten aus Reispapier für Lebensmittel begegnet. Zudem haben wir in den Geschäften wiederholt Holzkisten für Getränke gesehen. Der Trend „Naturmaterialien und Nachhaltigkeit“ zeigt sich auch direkt in der Produktgestaltung. Ein gutes Beispiel dafür ist Besteck aus Bambus.
Trend 2: Der Einsatz traditioneller japanischer Motive und Muster
Die Japaner sind stolz auf ihre kulturellen Besonderheiten und demonstrieren dies auch bei der Gestaltung ihrer Produkte. Wenn sich die Packagings nicht gerade betont schlicht und minimalistisch präsentieren (denn auch das ist ein klar zu beobachtender Trend), dann offenbaren sie in der Regel traditionelle japanische Motive. Das breite Spektrum reicht von Kirschblüten über Koi-Karpfen bis hin zu landestypischen Mustern.
Allgemeine Beispiele im Überblick:
– Sake-Flaschen mit Samurai-Motiven
– Teebeutel mit Kirschblüten-Motiven
– Sushi-Boxen mit Koi-Karpfen-Motiven
Stark verbreitet sind etwa auch traditionelle Illustrationen von Frauen im Kimono, wie sie unter anderem manche Teeboxen von Lupicia aufweisen. Und wenn man japanische Reisverpackungen betrachtet, sieht man gemeinhin Illustrationen von Reisbauern. Dieses Motiv soll die Tradition und Bedeutung der Reisherstellung im Land der aufgehenden Sonne verdeutlichen.
Zudem wird für das Verpackungsdesign gerne auf japanische Kunstformen zurückgegriffen. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang die Kosmetik von SK-II erwähnt, deren Packaging Suminagashi – eine alte japanische Marmorierungstechnik – darbietet. All die japanischen Motive und Muster rufen Assoziationen mit der Geschichte und Kultur des Landes hervor und machen die Verpackungen zu echten Blickfängern.
Moderner, aber dennoch bereits japanischer Kult ist „Kawaii“. Diese spezielle Stilrichtung zieht sich in Japan inzwischen durch nahezu alle Lebensbereiche. Der Begriff heißt übersetzt so viel wie „niedlich“ oder „liebenswert“. Von Süßigkeiten bis hin zu Kosmetika sind auf den Verpackungen verschiedenster Produkte entzückende Figuren abgebildet, die einen zum Lächeln bringen – auch jenseits des Kindesalters.
Trend 3: Die Nutzung innovativer Technologien
Neben Naturmaterialien sowie traditionellen Motiven, Mustern und Kunstformen kommen in der japanischen Verpackungsbranche auch neue Technologien zum Einsatz. Trotz der Wichtigkeit der eigenen Kultur und Traditionen verschließt sich das Land also nicht davor, Innovationen zuzulassen. Das Gegenteil ist der Fall: Den Japanern gelingt es wie kaum einem anderen Volk auf der Welt, die nationalen Brauchtümer mit modernen Technologien zu verknüpfen. Und im Erfinden dieser Technologien sind sie sogar ziemlich weit vorne.
Immer häufiger verwenden japanische Unternehmen 3D-Druck, Augmented Reality sowie Virtual Reality für die Gestaltung ihrer Verpackungen. Diese speziellen Technologien ermöglichen es, Packagings zu kreieren, die individuell, interaktiv und im wahrsten Sinne des Wortes ansprechend sind.
Mittels 3D-Druck lassen sich zeit- und kostensparend einzigartige Verpackungen erstellen. Augmented Reality erweckt Produkte sozusagen zum Leben. Und durch Virtual Reality können Erzeugnisse virtuell näher analysiert werden.
Hier einige Beispiele für den japanischen Trend in der Übersicht:
– Coca-Cola hat eine 3D-gedruckte Getränkeflasche aus recycelbarem Material entwickelt. Man kann sie mit dem Smartphone scannen, um weiterführende Informationen über das Produkt zu erhalten.
– Uniqlo sorgt mit einer neuen Augmented-Reality-App für Aufsehen. Diese lässt Kunden Kleidung virtuell anprobieren. Sie nutzt die Kamera des Smartphones, um den Körper des Anwenders zu scannen und Kleidungsstücke in Echtzeit auf diesen zu projizieren.
– Shiseido, ein japanischer Hersteller von Gesichtspflege, Make-up und Düften, macht mit einer Virtual-Reality-App scheinbar Unmögliches möglich: das Ausprobieren von Kosmetikprodukten, ohne sie tatsächlich praktisch einzusetzen. Wiederum verwendet die App die Kamera des Smartphones, um das Gesicht des Kunden zu scannen und die Kosmetik direkt darauf zu projizieren.
Grundlegende Produkttrends in Japan
Bei unserem Storecheck in Japan haben wir uns neben den reinen Verpackungen natürlich auch die Produkte selbst genauer angesehen. Dabei sind uns ebenfalls mehrere Trends aufgefallen:
– Probiotika: spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die lebensfähige Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien und Hefen enthalten, die eine gesunde Darmflora unterstützen sollen
– Bento-Boxen: Boxen mit Trennwänden, die verschiedene Zutaten voneinander trennen – typische Darreichungsform von Speisen in der japanischen Küche
– Gefrorenes Essen: diverse Gerichte werden fertig zubereitet in gefrorener Form verkauft, etwa Bolognese und andere Pasta, aber auch Suppen
– Ungewöhnliche Getränke: beispielsweise Bier mit Tomatengeschmack
– Monodosis: Einzelbehältnis, das das jeweilige Produkt in einer auf einmal verzehr- oder trinkbaren Menge enthält (Füllvolumen für eine Portion)
– Geschenkboxen: Japan hat eine einzigartige Geschenkkultur, man beschenkt sich zu sehr vielen Anlässen, sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich
Zusammenfassung und Ausblick
Die aktuellen Verpackungstrends in Japan – sprich die Verwendung von Naturmaterialien, traditionellen Motiven und Mustern sowie modernen Technologien – sind vielfältig, geistreich und eine Mischung aus klassisch und innovativ. Sie transportieren einerseits die Geschichte und Kultur des Landes und setzen andererseits neue Maßstäbe für Packaging Design. In jedem Fall machen sie deutlich, dass die Verpackungsbranche in Japan in Bewegung ist und sich stetig weiterentwickelt, ohne die kulturellen Besonderheiten des Landes zu unterminieren. Es bleibt wirklich spannend zu beobachten, was die japanischen Unternehmen in den kommenden Jahren noch austüfteln und realisieren werden.